"Die Wiederherstellung der Souveränität ist das wichtigste Prinzip zur Beendigung der heißen Phase des Krieges", sagte Selenskyj. "Alles wird in Frieden enden." Allerdings gibt es von russischer Seite keinerlei Anzeichen, darauf einzugehen. Moskau "will das einfach nicht und stellt sich die Welt auf seine ganz eigene Weise vor", meinte Selenskyj laut RBK Ukraina. Obwohl der Präsident Aufrufe für einen Waffenstillstand versteht, betonte er, dass Russlands Machthaber Wladimir Putin nicht mit der Ukraine aufhören werde, und dass die Ukraine "nicht die letzten" Opfer sein werde. Der Kreml fordert derweil Kiew auf, Russlands Kontrolle über die annektierten Gebiete Donezk, Luhansk, teilweise auch Saporischschja und Cherson anzuerkennen. Zudem müsse sich die Ukraine zu einer Entmilitarisierung verpflichten und neutral bleiben – also nicht der NATO beitreten.
Selenskyj hatte wiederholt vor einem Einfrieren des Konflikts gewarnt. Russland müsse alle seine Truppen von ukrainischem Gebiet abziehen, sonst könne Putins Armee sich neu formieren und bald darauf neu angreifen. Russlands Präsident sei aufgrund des Angriffs im Februar 2022 kein vertrauenswürdiger Verhandlungspartner mehr. Selenskyj befürchtet neben russischen Angriffen auf Moldau, Georgien oder sogar NATO-Staaten auch eine bröckelnde Unterstützung des Westens für die Ukraine in dem seit 20 Monaten andauernden Krieg. Im US-Wahlkampf der Republikaner sind Waffenlieferungen für die Ukraine zum Streitthema geworden. In der Slowakei, die die Ukraine in etwa 20 Monaten Verteidigungskrieg gegen Russland mit Waffen unterstützt hatte, hat die neue Regierung angekündigt, keine mehr zu liefern. "Wir haben mit dem Krieg nichts zu tun", begründete Ministerpräsident Robert Fico seine Entscheidung.
Derweil hat NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Bündnispartner aufgerufen, in ihrer militärischen Unterstützung der Ukraine für den Kampf gegen die russischen Angreifer nicht nachzulassen. "Wir müssen den Ukrainern weiterhin die Waffen geben, die sie brauchen, um auf dem Schlachtfeld stark zu bleiben, damit sie morgen am Verhandlungstisch stark sein können", sagte er am Donnerstag vor einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin. Stoltenberg würdigte den deutschen Beitrag als zweitgrößten Unterstützer der Ukraine nach den USA. Er nannte konkret die Lieferung von Schützen- und Kampfpanzern sowie Flugabwehrsystemen. "Diese Beiträge helfen der Ukraine, ihre Freiheit zu verteidigen. Und sie helfen, Europa sicher zu halten." Verhandlungen für ein Ende des Kriegs sind derzeit nicht in Sicht. Ein neuer internationaler Friedensgipfel könnte laut Kiew im Februar 2024 stattfinden.