Die Kritik an der diplomatischen Strategie des deutschen Kanzlers ist nicht zu überhören. Polens Regierungschef Donald Tusk (67) äußerte auf Twitter scharfe Worte: "Mit Telefonanrufen wird niemand Putin aufhalten können. Der Angriff letzte Nacht, einer der schwersten in diesem Krieg, hat bewiesen, dass Telefondiplomatie die echte Unterstützung des gesamten Westens für die Ukraine nicht ersetzen kann."
Ähnlich kritisch äußerte sich Guy Verhofstadt (71), Belgiens ehemaliger Premierminister und langjähriger Vorsitzender der Liberalen im EU-Parlament. Er betonte, dass anstelle schwacher Telefongespräche die Bereitstellung von dringend benötigten Langstreckenraketen und Bomben vordringlich sei.
Auch aus Großbritannien kam scharfe Kritik: Der ehemalige Verteidigungsminister Ben Wallace (54), der in der Ukraine für seine Unterstützung zu Beginn des Krieges als "Retter Kiews" gefeiert wird, bezeichnete Scholz' Telefonat mit Putin als wirkungslos. Wallace führte aus, dass der darauf folgende massive Angriff auf die ukrainische Energieinfrastruktur Putins Missachtung offenbarte und gleichzeitig die westliche Einheitsfront untergrub. "Es ist, als würde Putin ihn auslachen", kommentierte Wallace und unterstellte Scholz, von Putin manipuliert worden zu sein. Er schloss mit der harschen Einschätzung, dass Scholz möglicherweise eher für die Leitung eines Unterausschusses eines Gemeinderats als für das Führen einer Regierung geeignet sei.