Auf die Frage, ob er sich einen Kanzler Friedrich Merz vorstellen könnte, reagierte Steinbrück gelassen. "Klar! Es schlafen ja auch Millionen von Unionswählern gut unter einem Kanzler Scholz.“ Er betonte, dass die Verteilung von klugen Köpfen und weniger kompetenten Personen nicht einseitig auf Parteien beschränkt sei, auch wenn es an den politischen Rändern problematische Tendenzen gäbe. Zudem äußerte Steinbrück klare Vorstellungen zur Arbeitsmoral in Deutschland. Er ist der Meinung, dass gesamtwirtschaftlich mehr gearbeitet und die Produktivität gesteigert werden müsse, um das hohe Niveau des Sozialstaates zu sichern. Die Idee einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich sieht er als nicht zielführend an. Seiner Ansicht nach glauben viele fälschlicherweise, dass Wohlstand und Sozialstaat ohne Anstrengungen aufrechterhalten werden können. Diese Haltung habe sich über Jahre entwickelt, auch durch eine ängstliche Politik, die notwendige Veränderungen gescheut habe.
Schließlich warf Steinbrück der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel vor, die Deutschen nicht ausreichend auf notwendige Reformen vorbereitet zu haben. Merkels Politik sei darauf ausgelegt gewesen, Konflikte zu vermeiden und die Bevölkerung in einer bequemen Gegenwart zu halten. Dies habe der Gesellschaft letztlich geschadet, da sie sich zu sehr auf den Status quo verlassen habe.