Joachim Wassermann, Leiter der Abteilung Seismologie des Geophysikalischen Observatoriums in Fürstenfeldbruck, bestätigte gegenüber t-online, dass die Daten auf eine Explosion an der Oberfläche auf dem Gelände hinweisen. Übungsexplosionen in Grafenwöhr seien zwar alltäglich, jedoch selten so stark, dass sie von Erdbebendiensten erfasst werden. Ein ähnliches, aber noch stärkeres Ereignis wurde zuletzt vor rund zehn Jahren bei einer Luftübung der belgischen Armee registriert. Laut der US-Armee handelte es sich bei der Detonation nicht um eine Explosion von Munition wie Bomben oder Granaten. Ein nicht mehr funktionsfähiges Minenräumsystem wurde aus Sicherheitsgründen gesprengt, wie ein Sprecher der US-Armeegarnison Bavaria erklärte. Diese Systeme werfen normalerweise ein Netz über Minenfelder, um die Minen zur Explosion zu bringen. In diesem Fall blieb die erste Zündung jedoch aus, weshalb eine zusätzliche Sprengung vorgenommen wurde.
Die besondere Wetterlage, mit tief hängenden Wolken, verstärkte die Ausbreitung der Schall- und Druckwellen. Die US-Armee entschuldigte sich für die entstandenen Auswirkungen in den umliegenden Gemeinden, nachdem in mindestens einem benachbarten Ort eine Fensterscheibe zerbrach. Die Armee nahm bereits Kontakt zur Schadenregulierung auf. Das Erdbeben war insgesamt schwächer als ähnliche Erschütterungen, die bei Sprengungen in Steinbrüchen entstehen. Diese Erschütterungen werden durch Explosionen im Gestein verursacht, während die Explosion auf dem Truppenübungsplatz an der Oberfläche stattfand, was vor allem die Druckwelle verstärkte. Vergleichbare Erschütterungen werden auch bei großen Menschenmengen beobachtet, die etwa bei Konzerten im Takt springen.