Die Schiffe führen sogenannte "Kriechfahrten“ durch, bei denen sie auffällig langsam und im Zick-Zack-Kurs in der Nähe von sensiblen Infrastrukturen operieren. Zu den Ausspähzielen zählten unter anderem ein NATO-U-Boot-Gebiet, ein Windpark vor Rügen und die "Baltic Connector“-Gaspipeline, die später tatsächlich beschädigt wurde. Ermittler in Estland vermuten einen Sabotageakt. Auch die "Europipe“-Pipeline, die Norwegen mit Deutschland verbindet, wurde in der Nordsee ausspioniert. Experten vermuten, dass diese "Kriechfahrten“ dazu dienen, kritische Infrastruktur genau zu vermessen und Sabotageakte vorzubereiten. Der BND-Präsident Bruno Kahl warnte in einem Interview vor der konkreten Gefahr durch diese Spionageaktivitäten. Russland verstärke seine militärische Handlungsfähigkeit, was Anlass zu ernster Besorgnis gebe.
Offiziell dienen die Schiffe der ozeanografischen Forschung, doch viele sind der russischen Marine zugeordnet. Ein ehemaliges Besatzungsmitglied bestätigte gegenüber dem Rechercheteam, dass die Schiffe gezielt den Meeresboden scannen, um im Falle eines Krieges einen strategischen Vorteil zu erlangen. Die Recherchen belegen, dass die Schiffe oft in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) der Nord- und Ostsee-Anrainerstaaten unterwegs sind, wo die Länder eingeschränkte Hoheitsrechte haben. In einigen Fällen drangen die russischen Schiffe sogar in Hoheitsgewässer ein, darunter zweimal in deutsches Territorium. Da rechtliche Mittel begrenzt sind, versuchen die deutschen Behörden, durch die Präsenz eigener Schiffe die Aktivitäten der Russen zu überwachen. Seit Anfang 2023 hat die deutsche Bundespolizei in 102 Fällen russische Schiffe begleitet, in fünf Fällen übernahm die Marine.