Nach zweieinhalb Jahren im Amt steht Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) mit seiner Ampel-Koalition in Deutschland unter erheblichem Druck. Bei der Europawahl erhielt keine der Ampel-Parteien die Mehrheit der Stimmen – nur etwa ein Drittel der Deutschen stimmte für sie. Im Vergleich dazu hatten sie bei der Bundestagswahl 2021 noch 52 Prozent erreicht. Die AfD hingegen konnte einen signifikanten Gewinn verzeichnen.
Die SPD erhielt nur knapp 14 Prozent der Stimmen, ähnlich schlecht wie bei der Europawahl 2019 und zwölf Prozentpunkte weniger als bei der Bundestagswahl 2021. Sie schnitt schlechter ab als die AfD und nur halb so gut wie die Union (über 30 Prozent). Die Grünen erreichten magere 12 Prozent, deutlich weniger als bei der Europawahl vor fünf Jahren (20,5 Prozent) und auch weniger als bei der Bundestagswahl (14,8 Prozent). Die FDP kam auf katastrophale 5 Prozent, weniger als die Hälfte ihres Bundestagswahlergebnisses (11,5 Prozent) und kaum besser als 2019 mit 5,4 Prozent. Immerhin gab es bei der Europawahl keine 5-Prozent-Hürde, sodass sie im Parlament verbleiben. Im Osten Deutschlands schnitt die AfD laut Hochrechnungen der ARD besonders gut ab und erreichte 27,1 Prozent, gefolgt von der CDU mit 20,7 Prozent und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 13,1 Prozent. Trotz Skandalen und Auftrittsverboten für Spitzenkandidaten konnte die AfD bundesweit 16 Prozent erzielen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den vorherigen Wahlen. Die Grünen erreichten im Osten nur 6,4 Prozent, die SPD 11,4 Prozent und die Linke verlor 7,2 Prozentpunkte und kam auf 5,5 Prozent. Die FDP bekam 3 Prozent der Stimmen.