NATO übt den Ernstfall: Großes Militärmanöver vor den Toren Russlands
In wenigen Wochen, vom 2. bis zum 16. Juni, wird die NATO ihre jährliche "Baltops"-Übung abhalten. Dabei soll laut NATO-Angaben erprobt werden, regionale Aggressionen in der Ostsee abzuwehren und die strategischen Beziehungen zu stärken. Auch die deutsche Marine wird an der Übung teilnehmen. Die Übung, die seit 1971 stattfindet, wird fast jährlich größer: Im letzten Jahr umfasste sie fast 50 Schiffe, 45 Flugzeuge sowie rund 6000 Seeleute. Moskau bezeichnet das NATO-Aufgebot im Baltischen Meer immer wieder als Provokation. Die Gegenseite wirft Russland vor, bereits elektronische Kriegsführung zu betreiben. Es kam zu GPS-Ausfällen im Zivilflugverkehr über dem Baltikum, was zu mehreren Störungen führte. Auch James Stavridis geht davon aus, dass Russland hinter den Angriffen steckt. Entsprechende "cyber- und elektronische Kriegsführung" könnte Putin im kommenden Monat laut dem Ex-Nato-Admiral sogar noch verstärken.
Experte sicher: Putin ist unberechenbar
Stavridis warnt davor, Putins Drohungen nicht ernst zu nehmen. "Vor drei Jahren schien die Vorstellung, dass er einen Angriff auf die Ukraine starten würde, ebenfalls unwahrscheinlich", so die Argumentation des früheren Nato-Oberbefehlshabers. "Versuchen Sie nicht, die Handlungen des Mannes im Kreml vorauszusagen."
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will ebenfalls nicht unterschätzen. Bei einem Besuch in Litauen versprach er dem Baltikum verlässliche militärische Unterstützung. "Deutschland steht unverrückbar an der Seite der baltischen Staaten", sagte Scholz. "Und das bedeutet, dass wir einander Schutz gewähren und dass sich alle Staaten darauf verlassen können, dass wir jeden Zentimeter ihres Territoriums verteidigen werden." Seit der russischen Invasion der Ukraine hat der Kanzler bereits mehrmals öffentlich Solidarität mit dem Baltikum bekundet. Die Regierungen in Litauen, Estland und Lettland warnen immer wieder davor, dass Russland nach dem Krieg im Nachbarland auch den Verteidigungswillen der Nato testen und innerhalb weniger Jahre dafür militärische Voraussetzungen schaffen könnte.