Bei der Glasproduktion werden Temperaturen von rund 1.400 Grad benötigt, was bei einer Produktion von bis zu 65 Tonnen oder 165.000 Gläsern täglich erhebliche Kosten verursacht. Der Rückgang des Bierkonsums und die damit verbundene geringere Nachfrage nach Pilstulpen und Weizenbiergläsern belasteten ebenfalls das Geschäft. Das Unternehmen erklärte: "Die nachteiligen wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre machen eine umfassende Restrukturierung für eine langfristige Sanierung erforderlich. Die Ritzenhoff AG war als energieintensives Unternehmen besonders von den gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten sowie den Nachwirkungen der Covid-Pandemie betroffen, welche das Geschäftsumfeld und die Lieferketten nachhaltig belastet und beeinflusst haben.“
Trotz der Insolvenz soll vorerst keine Auswirkung auf Produktion, Vertrieb und Logistik bestehen. Dieser Schritt dient der „Neuausrichtung“ des Unternehmens. Details dazu und mögliche Konsequenzen für die rund 400 Mitarbeiter sollen bei einer Betriebsversammlung am Freitag bekannt gegeben werden. Der Fleischmogul Robert Tönnies (45), Neffe des ehemaligen Schalke-Bosses Clemens Tönnies (67), wird voraussichtlich am Neustart beteiligt sein. Bereits seit Herbst hält er eine Minderheitsbeteiligung an der Aktiengesellschaft. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind für die nächsten drei Monate durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Geschäftsführer Carsten Schumacher äußert sich optimistisch: "Wir sind zuversichtlich, dass dieser Prozess unsere Unternehmensstruktur stärken und uns ermöglichen wird, weiterhin höchste Qualität ‚Made in Germany' zu erbringen.“