Der Kreml verbreitet weiterhin Drohungen über einen möglichen "nuklearen Albtraum“. Der britische Verteidigungsexperte Michael Clarke hält jedoch dagegen und erklärt, dass Russland genau wisse, was die Konsequenzen eines Atomwaffeneinsatzes wären. Im hypothetischen Fall eines nuklearen Angriffs würde die NATO zurückschlagen. Laut Clarke könnte ein solcher Angriff zur vollständigen Zerstörung Moskaus führen. In einem Interview mit "Radio Times" betonte Clarke, der frühere Generaldirektor des Royal United Services Institute, dass Großbritannien über eine unabhängige nukleare Abschreckung verfüge. Dazu gehöre ein im Atlantik stationiertes U-Boot, das nach einem Befehl des Premierministers Raketen abfeuern könnte – mit verheerenden Folgen für Russland.
Clarke bezeichnet Putins Drohungen als "Panikmache" und glaubt nicht, dass Russland tatsächlich bereit ist, Atomwaffen einzusetzen. Ein solcher Schritt würde nicht nur wenig am Kriegsverlauf ändern, sondern auch das internationale Tabu brechen und die Unterstützung von Verbündeten wie China und dem Iran gefährden.
USA nimmt Putins Drohungen ernst
Auch die USA reagierten auf die russischen Drohungen. John Kirby, Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, betonte, dass man Putins Drohungen ernst nehme. Allerdings sei dies nicht das erste Mal, dass der russische Präsident derartige Aussagen tätige. Die USA und andere Länder beobachten die Situation aufmerksam. Offiziell beschränkt sich der Einsatz westlicher Waffen derzeit auf die Verteidigung gegen die russische Offensive in der ostukrainischen Stadt Charkiw. Es wird jedoch spekuliert, dass US-Präsident Joe Biden kurz davor stehen könnte, der Ukraine die Erlaubnis für Angriffe auf russisches Territorium zu erteilen. Am Freitag traf er den britischen Premierminister Keir Starmer zu Gesprächen im Weißen Haus.