Ein weiterer Grund der zahlreichen Impfverweigerer ist die Tatsache, dass eine gewisse Impf-Skepsis im Alpenraum schon Tradition hat. Bereits bei den Pocken-Impfungen im 19. Jahrhundert habe man in Bayern vor allem in ländlichen Regionen "eine ziemlich massive Impfgegnerschaft" beobachtet, macht die Heidelberger Medizinhistorikerin Bärbel-Jutta Hess klar. Und zwar aus dem gleichen Gründen wie in der heutigen Zeit. Damals wurde die Narbe der Pockenimpfung als "Teufelszeichen" interpretiert und eine Erkrankung als "gottgegebenes Schicksal" angesehen. In der damaligen Zeit gab es auch tatsächlich schwere Nebenwirkungen, weil durch die nicht ausreichend gereinigten Impfspritzen manchmal unerkannt Syphilis an Kinder übertragen wurde. Bei der Pocken-Impfung hatte die bayrische Regierung zu drastischen Maßnahmen gegriffen. In einem Fall waren sogar Eltern verhaftet worden um in der Zwischenzeit das Kind der Familie zu impfen. Heute sollen die Impfskeptiker mit Überzeugungsarbeit und Einschränkungen für Ungeimpften dazu gebracht werden sich impfen zu lassen.

Politik ruft Menschen im Süden Bayerns zur Impfung auf

Viele der Landräte im Süden Bayern bleibt angesichts der dramatischen Lage hinsichtlich der Corona-Pandemie nicht anderes übrig als ihre Mitbürger zur Impfung aufzufordern. "Wir alle wollen einen Lockdown vermeiden, wollen offene Schulen", bestätigt die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller (50, Freie Wähler). "Das schaffen wir nur, wenn sich möglichst viele impfen und boostern lassen und wir Kontakte in den nächsten Wochen wo möglich vermeiden." In ihrem Landkreis beträgt die Impfquote rund 60 Prozent und damit rund 6 Prozent unter der in Bayern erreichten Impfquote.

Zuletzt hatte das Tempo der Impfungen in vielen Landkreisen Bayerns wieder angezogen. Doch offenbar handelt es sich zum Großteil um Booster-Impfungen, während die Impfskeptiker weiter auf Impfungen gegen Covid-19 verzichten.

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