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Nach der Flut: Jetzt droht Gefahr durch giftigen Schlamm!

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Nach der Flut: Jetzt droht Gefahr durch giftigen Schlamm!
19.07.2022 23:33 von OlgaSymbolbild imago

Zur Zeit untersuchen Experten die bei der Flut beschädigten Häuser auf Statik und Standfestigkeit. Diese Beurteilung hat die Aufgabe zu erkennen, ob Reparaturen möglich sind, oder ob die bei der Flut beschädigten Häuser abgerissen werden müssen. Einer dieser Experten ist Dipl-Ing. Jörg Friemel (50), Tragwerksplaner und Vorstandsmitglied der Ingenieurkammer-Bau NRW. Er erklärt die Aufgabe der Prüfer: "Wir gucken: Ist das Fundament unterspült? Wie stark? Bei kleineren Schäden kann man es sichern, indem man die Hohlräume betoniert oder verpresst. Eine andere Frage ist: Gibt es ein direkt sichtbares Standsicherheitsproblem, beispielsweise Löcher in den Wänden? Gewisse Schäden lassen sich beheben, andere nicht.“ Sollten ganze Zimmer fortgespült worden sein, erfolgt die Prüfung, ob eine Rettung des Hauses möglich ist. "Wenn Sie ein betoniertes Streifen-Fundament haben, ist es auch nicht schlimm, wenn da ein Meter weggespült wird. Bei einem gemauerten Streifen-Fundament hingegen, wie alte Häuser es in der Regel haben, ist das schon problematischer“,erklärt Friemel. Zudem werde auch nach Rissen innerhalb der Gebäude gesucht, um eventuelle Hohlräume unter dem Fundament zu entdecken. Desweiteren muss die Bodenbeschaffenheit geprüft werden. "Ein sandiger Boden beispielsweise wird oft schneller abgetragen und weggespült als andere Böden“, erklärt der Experte.

Kampf gegen den Schimmel ebenfalls wichtig

Eine weitere Gefahr stellt auch der Schimmel dar, der sich durch die Feuchtigkeit in den beschädigten Häusern bilden kann. "Bereits nach drei, vier Tagen kann ein Schimmel entstanden sein und wachsen. Spätestens nach 14 Tagen steht er in voller Blüte, leuchtet in unterschiedlichen Farben und bildet Sporen, die potenziell gesundheitsgefährdend sind“, warnt Schimmel-Experte und Sachverständiger Jürgen Jörges (56). Nach Flutschäden dringt das Wasser häufig in das Baumaterial ein. "Es ist ein Irrglaube, dass das einfach abtrocknet. Die Feuchtigkeit bleibt im Raum, vor allem, wenn man – so wie derzeit – draußen eine Luftfeuchtigkeit von rund 65 Prozent hat. Das ist wie bei einer Tasse Wasser, die man mit einer Folie abdeckt und in die Sonne stellt: Da verdunstet nichts, sondern es bildet sich Kondenswasser und die Feuchtigkeit verbleibt in der Baukonstruktion“, warnt Jörges, der darauf hinweist, dass dies besonders bei Fachwerkhäusern ein Problem ist. "Das Holz muss in der Regel freigelegt und getrocknet werden, weil die Feuchtigkeit sonst im Gebälk bleibt. In der Folge entwickeln sich holzzersetzende Pilze, die eine Verrottung einleiten. Insofern ist in solchen Fällen oft erst ein gewisser Rückbau nötig, um später das Ganze wieder aufzubauen“, rät der Experte. Bis die Gebäude richtig getrocknet sind, kann unter Umständen Monate dauern.

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