Hannelore Hoger hinterlässt ein beeindruckendes Erbe, insbesondere durch ihre Rolle als TV-Kommissarin Bella Block. Mit ihrer schlagfertigen Art und einem Herz am rechten Fleck prägte sie die gleichnamige Fernsehreihe, die von 1994 bis 2018 in 38 Folgen ausgestrahlt wurde. Die Abschiedsfolge lockte 6,99 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme. Selbst 2021 kehrte Hoger noch einmal in einem ZDF-Krimi auf die Leinwand zurück. In „Nord Nord Mord – Sievers und der schönste Tag“ verkörperte sie eine lebenslustige ältere Dame, die sich entschloss, noch einmal zu heiraten. Die Rolle der Bella Block vermisste sie nicht mehr, denn sie empfand sie als auserzählt und zu einschränkend.
Hannelore Hogers Karriere begann in den frühen 1960er-Jahren mit einem Theaterengagement in Ulm unter der Leitung von Intendant Kurt Hübner. Es folgten bedeutende Stationen in Bremen, Stuttgart, Bochum und Hamburg, wo sie mit wegweisenden Regisseuren wie Peter Zadek, Peter Palitzsch und Augusto Fernandes zusammenarbeitete. Später führte sie selbst mit Leidenschaft Theaterregie. Ihr Fernsehdebüt gab sie 1965 in „Tag für Tag“ von Peter Beauvais, wo sie das Publikum faszinierte und bewegte. Eine langjährige künstlerische Partnerschaft verband sie mit Alexander Kluge, beginnend mit dem Kinofilm „Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“ (1968).
Zu den bemerkenswerten filmischen Arbeiten zählen ihre Rollen in „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1975) unter der Regie von Volker Schlöndorff und „Die Bertinis“ (1988) von Egon Monk, sowie in „Die zweite Heimat“ (1992) von Edgar Reitz. Ihre schauspielerische Vielfalt zeigte sich auch in „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ (1997) von Helmut Dietl und „Nichts für Feiglinge“ (2014) von Michael Rowitz. Ihre letzte Arbeit mit ihrer Tochter fand in „Zurück ans Meer“ (2019) unter der Regie von Markus Imboden statt.
Eine besondere Nähe zu ihrem Publikum schuf Hannelore Hoger bei unzähligen Leseabenden, bei denen sie mit ihrer warmen, ausdrucksstarken Stimme die Zuhörer berührte und begeisterte. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien in Hamburg und Präsident des Deutschen Bühnenvereins, würdigte sie: „Die Sterne am Theaterhimmel trauern. Hannelore Hoger war der Inbegriff einer großen Schauspielerin. Ganz gleich ob am Theater, im Film oder im Fernsehen – sie verstand es, sich Charakteren vollständig anzuverwandeln und dabei in der Rolle stets präsent zu bleiben. Hamburg und die Schauspielwelt trauern um eine beeindruckende Persönlichkeit, deren Werke noch lange wirken werden.“