Merkel zeigt Verständnis dafür, dass das politische Leben mit harten Auseinandersetzungen verbunden ist und dass es unmenschlich wäre, immer nur nüchtern zu reagieren. Dennoch ist sie der Meinung, dass ein Bundeskanzler seine Krisen intern bewältigen sollte. Sie erinnert sich an ihre eigene Amtszeit und wie sie es vermied, ihre Emotionen öffentlich zu zeigen. „Man verspürt eine Menge Emotionen, aber besser ist, man schreit die Wand in seinem Büro an als die deutsche Öffentlichkeit“, so Merkel. Sie betont, dass es wichtig sei, Wut hinter sich zu lassen, um voranzukommen.
Merkel kann nachvollziehen, dass Scholz’ Anhänger seinen Klartext-Auftritt gut fanden, warnt jedoch davor, dass solche Effekte oft nicht lange anhalten. Sie beobachtete nach dem Auftritt von Scholz auch ein gewisses Unwohlsein im Publikum. Viele Bürger könnten sich Sorgen machen, wenn der Bundeskanzler so impulsiv agiere. Die Herausforderungen in der Politik sind Merkel nicht fremd, und sie bestätigt, dass die FDP in der Koalition nie ein einfacher Partner gewesen sei. Dennoch betont sie, dass Politik mit dem Betrachten der Realität beginne und dass es wichtig sei, sich dieser zu stellen.