"Hier verlässt ein kleiner Teil die Partei, der sich schon lange entfremdet hat“, äußert sich der Grünen-Bundestagsabgeordnete Philip Krämer (32) auf X. Lukas Weber (27, Grüne BaWü) kritisiert, dass sich die Führung der Grünen Jugend "in abstrakten Systemkritiken und einer absurden Klassenkampf-Rhetorik verloren“ habe. Ob nun auch prominente Abgeordnete dem Beispiel der abtrünnigen Jugend folgen werden? "Das ist äußerst unwahrscheinlich“, urteilt Hillje. Selbst die klaren Linken wie der frühere Grüne-Jugend-Chef Timon Dzienus (28) oder die Bundestagsabgeordnete Emilia Fester (28) wollen in der Partei bleiben. Dzienus ließ mit viel Pathos auf seinen Social-Media-Kanälen verlauten: "Ihr könnt auf mich zählen.“ Kein Wunder, schließlich strebt er 2025 einen Einzug in den Bundestag an, auch Fester möchte ihr Mandat behalten. Professor Michael Wehner (62), Leiter der Zentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg, bezeichnet die Rücktritte als "Anzeichen einer größeren innerparteilichen Krise“, die jedoch die Partei "sicher nicht zerreißen“ werden.
Meinungsforscher Hermann Binkert (59) erklärt gegenüber BILD, dass die Wähler keinen massiven Aufstand gegen den Parteikurs und die Koalition unterstützen würden: "Die Wählerschaft der Grünen ist die einzige, die mehrheitlich mit der Arbeit der aktuellen Bundesregierung zufrieden ist.“ Für den Wirtschaftsminister und prominenten Grünen Robert Habeck (55) wird die Lage nun brisant. Er war der Architekt hinter dem Rücktritt von Ricarda Lang (30) und Omid Nouripour (49).
Auf dem nächsten Parteitag plant er eine geheime Abstimmung über seine Kanzlerkandidatur, die er mit Einfluss auf Schlüsselpositionen und maximaler Entscheidungsfreiheit verknüpfen möchte. Selbst die Grünen-Legende Joschka Fischer (76) hatte nie einen solchen Einfluss, wie Habeck ihn jetzt beansprucht. Dies könnte sich als wahre Zerreißprobe für die Partei erweisen.