Am Montagabend, einen Tag nach der Wahl, trafen sich die Realos und die Kritik an Ricarda Lang (30) wurde immer lauter. Sie wurde als das Gesicht der unpopulären Grünen wahrgenommen und als Symbol für bevormundende Politik angesehen. Habeck trieb die Veränderung anschließend voran. Am Dienstag kamen führende Grüne auf einem Kongress ihres Wirtschaftsverbandes zusammen. Dort entstand die Idee, dass der gesamte Vorstand seine Ämter niederlegen sollte.
Die treibende Kraft hinter diesem Schritt war Vizekanzler Robert Habeck, der sich große Hoffnungen auf das Kanzleramt bei der nächsten Bundestagswahl macht. Laut Berichten wichtiger Parteimitglieder machte Habeck vor allem Ricarda Lang für die Niederlage in Brandenburg verantwortlich – und nicht seine eigene Wirtschafts- und Energiepolitik, die bei vielen Menschen auf Ablehnung stößt.
Habeck soll Lang persönlich klargemacht haben, dass er sie nicht länger als Parteivorsitzende sehen möchte. Als Nachfolgerin für Lang ist Franziska Brantner (45) vorgesehen, die derzeit Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium und eine enge Vertraute von Habeck ist. Für die Nachfolge von Omid Nouripour zeichnet sich der Bundestagsabgeordnete Felix Banaszak (34), ein Strippenzieher des linken Flügels, ab. Allerdings wird auch der Name Andreas Audretsch, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, genannt, doch seine Chancen gelten als geringer. Eine offene Aufgabe für Habeck bleibt: Brantner sollte ursprünglich seine Wahlkampfmanagerin werden. Da sie nun Parteivorsitzende wird, braucht er eine neue Person für diesen zentralen Posten in der Parteizentrale.