Ursprünglich hatten Ermittler des Landeskriminalamtes NRW vermutet, dass die Bandidos nach ihrem Verbot die Bildung neuer lokaler Gruppen im Ruhrgebiet planen. In einem vertraulichen Bericht des Innenministeriums an den Landtag wurde bereits auf mögliche neue Konflikte mit den Hells Angels hingewiesen. Das Lagepapier legt nahe, dass weder die Bandidos noch die Hells Angels an einer öffentlichen Eskalation interessiert sind. Doch sollten sich die Expansionspläne bewahrheiten, könnte es zu Auseinandersetzungen kommen. Dies scheint nun der Fall zu sein. Im Juli 2021 hatte das Bundesinnenministerium den "Bandidos Motorcycle Club Federation West“ und seine 38 Chapter verboten, da von ihnen eine erhebliche Gefahr für die Allgemeinheit ausgehe.
Die Bandidos hatten in ihren besten Zeiten 71 polizeilich bekannte Chapter in Deutschland. Der Abstieg begann im April 2021, als das Chapter "Bandidos Motorcycleclub Hohenlimburg/Witten“ verboten wurde, gefolgt von Razzien in mehreren Städten wegen des Hagener Rocker-Kriegs, der zu Schießereien und schweren Körperverletzungen führte. Schließlich wurde die gesamte "Bandidos MC Federation West Central“ im Juli 2021 aufgelöst, was Razzien in 104 Objekten in verschiedenen Bundesländern zur Folge hatte. Unklar bleibt, warum die Hells Angels den jahrzehntelangen Konflikt mit den Bandidos nun anscheinend für sich entschieden haben und so viele Rocker zum Wechsel bewegen konnten. Tatsächlich hatten die Hells Angels mit einem Wiedererstarken der Bandidos gerechnet; im Sommer posierten noch über 300 Hells Angels in Düsseldorf für ein gemeinsames Gruppenfoto, was als Machtdemonstration gewertet wurde. Jetzt haben sie sich jedoch mehr als 100 Mitglieder der Bandidos einverleibt.