Wehrpflicht kostet 70 Milliarden! Können wir uns Verteidigung nicht leisten? Zahlen des Ifo-Instituts belegen es

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Wehrpflicht kostet 70 Milliarden! Können wir uns Verteidigung nicht leisten? Zahlen des Ifo-Instituts belegen es

News (2 / 1) 10.07.2024 15:26 von Olga Symbolbild imago


Die hohen Kosten entstehen vor allem, weil junge Menschen erst später beginnen würden, Vermögen und wirtschaftlich nutzbare Fähigkeiten durch Ausbildung aufzubauen. Dies bezeichnet man als Verlust an Humankapital.

Wirtschaftliche Kosten der Wehrpflicht sind hoch

Marcel Schlepper, Militärexperte des Ifo-Instituts, betont: "Eine Wehrpflicht im Rahmen eines sozialen Pflichtjahres würde jährlich wirtschaftliche Kosten verursachen, die in etwa so hoch sind wie die Mittel aus dem Verteidigungshaushalt und dem Sondervermögen Bundeswehr im Jahr 2024 zusammen." Panu Poutvaara, Leiter des Ifo-Zentrums für Internationalen Institutionenvergleich und Migrationsforschung, schlägt vor, die Bundeswehr stattdessen besser auszustatten und Wehrdienstleistenden höhere Gehälter zu zahlen. Dies würde zwar den Staatshaushalt belasten, die Kosten für die Wirtschaft wären jedoch geringer und gleichmäßiger verteilt: 37 statt 70 Milliarden Euro (im 100-Prozent-Szenario), 9 statt 17 Milliarden Euro (im 25-Prozent-Szenario) und 2 statt 3 Milliarden Euro (im 5-Prozent-Szenario).

Experten plädieren für bessere Ausstattung der Bundeswehr

Die militärischen Fähigkeiten der Bundeswehr würden bei dieser Marktlösung ebenso wachsen wie bei der Wehrpflicht. Die Kosten der Wehrpflicht wären ungleich verteilt und würden primär die Wehrpflichtigen selbst betreffen, da diese ihre Bildungs- und Berufsplanung anpassen müssten. Schlepper erklärt: "Bei einer Wehrpflicht entstehen für die Nicht-Wehrpflichtigen kaum Kosten. Das mag erklären, warum eine Wehrpflicht insbesondere bei jenen Altersgruppen so beliebt ist, die nicht selbst betroffen wären." Die FDP, die gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist, argumentiert ebenfalls mit den Zahlen des Ifo-Instituts. Der amtierende Verteidigungsminister Boris Pistorius hingegen kann diese Argumentation nicht nachvollziehen. Er kritisiert, dass auch ohne ein Ifo-Gutachten klar sei, dass Wehrdienst wirtschaftliche Folgen habe. "Verteidigung und Sicherheit haben volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Implikationen," betont Pistorius.