Wer einen Blick darauf werfen möchte, wie die Ukrainer sich auf eine mögliche Bodenoffensive vorbereiten, muss eine vierstündige Reise auf einer Schotterpiste in Richtung der russischen Grenze auf sich nehmen. Dort, nur zehn Kilometer von Russland entfernt, wird an der „Linie 1“ gearbeitet, der Bezeichnung für die neuen ukrainischen Verteidigungsstellungen. Unter dem unerbittlichen russischen Beschuss graben die ukrainischen Soldaten Schützengräben und errichten Befestigungen. Andrei, ein 34-jähriger Soldat, berichtet täglich von der omnipräsenten Gefahr und dem unerschütterlichen Willen, für das Vaterland zu arbeiten, trotz der kontinuierlichen Explosionen und Minen in ihrer Umgebung. Jura, 54 Jahre alt, beschreibt die Arbeit ebenfalls als extrem gefährlich, verwies auf die ständige Gefahr durch Beschuss und Gleitbomben. Erst kürzlich wurden benachbarte Stellungen, die im Aufbau waren, von russischen Flugzeugen angegriffen, wobei drei Ukrainer durch einen solchen Angriff starben. Experten wie Carlo Masala, Politikwissenschaftler und Professor an der Bundeswehruniversität, sind der Meinung, dass ohne ausgebaute Verteidigungsstellungen eine russische Offensive Charkiw schnell erreichen könnte.

.