SWR Aktuell: Was bedeutet die Verbesserung und Anpassung des Impfstoffs - wie hat man sich das vorzustellen?Mertens: Die Impfstoffe können heute viel schneller an veränderte Virusvarianten angepasst werden als früher. Dies erfolgt auf Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation, die die Entwicklung angepasster Impfstoffe empfiehlt. Mehrere Hersteller haben bereits solche angepassten Impfstoffe entwickelt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass wir bisher nur immunologische Daten zu diesen neuen Impfstoffen haben. Das bedeutet, wir wissen, wie der Körper auf den neuen Impfstoff reagiert. Was wir noch nicht genau wissen, ist, wie viel besser der Schutz gegenüber den bisherigen Impfstoffen tatsächlich ist. SWR Aktuell: Warum ist eine Anpassung des Impfstoffs notwendig? Hat sich das Virus verändert? Mertens: Die Anpassung ist erforderlich, da das Coronavirus, insbesondere als RNA-Virus, die Oberfläche des Virus relativ leicht verändern kann. Diese Oberfläche ist entscheidend für die Anheftung an die Zielzellen. Wenn sich die Oberfläche verändert, kann dies auch die Infektiosität des Virus beeinflussen. Bisher gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass die vielen Mutanten des Coronavirus den Impfschutz vollständig umgehen können.
SWR Aktuell: Wird die Empfehlung zur Impfung zu einem jährlichen Ritual werden? Mertens: Es gibt bereits die jährliche Influenza-Impfung für Menschen mit einem hohen Risiko. Es ist durchaus denkbar, dass in den kommenden Jahren ähnliche Empfehlungen für die Impfung gegen das Coronavirus gelten werden.
SWR Aktuell: Können Sie abschätzen, wie gefährlich das Coronavirus im kommenden Winter sein wird? Mertens: Eine genaue Einschätzung ist nicht möglich. Wir gehen jedoch derzeit nicht davon aus, dass es zu schwerwiegenden Entwicklungen kommen wird. Es wird wahrscheinlich eine Welle geben, die wir wie bisher versuchen sollten, niedrig zu halten, insbesondere für Menschen mit einem erhöhten Risiko für schwere Erkrankungen bei einer Infektion. Wir erwarten jedoch keine dramatischen Ereignisse.