20.000 ukrainische Kinder vermisst und entführt - Wladimir Klitschko schlägt Alarm - die Welt muss reagieren!

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20.000 ukrainische Kinder vermisst und entführt - Wladimir Klitschko schlägt Alarm - die Welt muss reagieren!

News (2 / 1) 17.09.2023 14:51 von Günter Symbolbild imago images/PPE


Sie schrieben, Russland wolle durch die Entführung die Zukunft der Ukraine zerstören. Was bedeutet das? Klitschko: Das Ziel Russlands ist es, die Herkunft und Identität dieser Kinder zu zerstören und auszulöschen. Kiel: Ohne Kinder gibt es keine Gesellschaft. Diese müssen wachsen und sich entwickeln. Es heißt in Ihrem Buch, dass einige Kinder "in Wochen um Jahre gealtert" sind. Wie äußert sich das? Klitschko: Wir sehen in diesen Kindern Erwachsene im Körper von Kindern. Die Augen sind der wirr Seele, und diese Augen haben Dinge gesehen, die Kinder nicht sehen sollten. Sie haben erlebt, wie Verwandte, Mütter und Geschwister vergewaltigt und ermordet wurden. Diese Kinder haben noch keine ausgereifte Psyche, und man spürt ihre Unsicherheit. Sie sind schüchtern, zurückhaltend und schweigen viel. Sie sind zutiefst verängstigt. Sie behaupten, der Krieg gegen die Kinder sei geplant und systematisch. Worauf stützen Sie diese Aussage? Kiel: Die Geschichten, die wir hören, ähneln sich alle. In den besetzten Gebieten wird ganzen Schulen und Waisenhäusern erzählt, dass sie nun Ferien machen und sich auf etwas Schönes freuen können. Dann werden die Kinder durch verschiedene Lager geschleust, die immer schlimmer werden und der psychische Druck immer größer wird. Klitschko: Ich traf einen Jungen, der mir sehr ähnlich war. Er interessierte sich für das Boxen und kannte Menschen, die ich auch kenne. Das hat mich sehr berührt. In persönlichen Gesprächen, wenn wir Witze gemacht oder Schattenboxen gemacht haben, öffnete er sich. Dann hatte er ein offenes Gesicht. Wenn er jedoch über die Zeit in einem russischen Lager sprach, änderte sich alles, sein Gesicht und seine Augen. Kiel: Mich hat besonders die Geschichte einer Mutter bewegt, die verzweifelt versucht, ihre befreite Tochter wieder in das Leben zu integrieren und eine Bindung aufzubauen.

Russland soll mindestens 20.000 ukrainische Kinder entführt haben

Das fällt ihr sehr schwer, da ihr Kind nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist. Im Buch ist von 20.000 gestohlenen Kindern die Rede. Die Russen behaupten jedoch, sie hätten 700.000 Kinder aus der Ukraine "befreit". Warum gibt es solch eine Diskrepanz bei den Zahlen, und welche ist korrekt? Kiel: Russland behauptet, dass es die Kinder "rettet". Die Zahl wird aufgebläht und ist Teil der Propaganda. 20.000 Fälle sind dokumentiert und von Eltern gemeldet, die ihre Kinder vermissen. Klitschko: Die Zahlen sind so ungenau, weil alles so fragil und unsicher ist. Man kann einfach nicht alle Geschichten hören, weil es die Menschen, die sie erzählen könnten, nicht mehr gibt. Sie sind tot, und ganze Dörfer wurden ausgelöscht. In Bachmut wird gekämpft, aber es gibt dort kein Leben mehr. Ich habe Freunde in Mariupol, die ich seit 35 Jahren kenne, von denen ich nichts höre. Ich weiß nicht, wo sie sind. Sind sie tot? Auf der Krim? Unabhängig von der genauen Zahl möchten wir mit diesem Buch die Lügen entlarven, Licht ins Dunkel bringen und die Wahrheit erzählen. Es heißt ja: Lügen haben kurze Beine. Aber in diesem Krieg sind sie bereits sehr weit gelaufen.

Kinder sollen zurück in die Ukraine

Angesichts der Tatsache, dass mindestens 20.000 Kinder entführt wurden, scheint es noch ein weiter Weg zu sein. Gibt es Momente, in denen Sie angesichts dieser enormen Aufgabe verzweifeln? Klitschko: Mathematisch gesehen mag das stimmen, aber jedes Leben, das wir zurückholen, gibt uns immense Motivation. Ich zweifle nicht daran, dass wir es schaffen. Wir handeln einfach weiter und geben nicht auf. Das Leben kann nicht gestoppt werden. Dieser kriminelle Krieg macht unsere Nation nur stärker. Kiel: Natürlich sind es bisher nur wenige Kinder, aber man muss irgendwo anfangen. Wir müssen aufklären und ihre Geschichten erzählen, um Unterstützung zu erhalten, auch in Form von Spenden. Der Haftbefehl, den der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag gegen Wladimir Putin erlassen hat, basiert auf der Verschleppung von Kindern aus der Ukraine nach Russland. Hilft das oder war es eher ein symbolischer Akt? Klitschko: Es hilft enorm, aber es betrifft nur einen Teil seiner schrecklichen Verbrechen. Zumindest für unsere gestohlenen Kinder muss er vor Gericht gestellt und zur Rechenschaft gezogen werden. Mit diesem Buch dokumentieren wir, was der Entführer Putin getan hat.